Eingeleitet wurde das Dialogforum nach den Begrüßungsansprachen durch den Gastgeber Dr. Peter Haid, Generalbevollmächtigter der Oddo BHF Bank, und für ArMiD durch seinen Vorstandsvorsitzenden Volker Potthoff, diesmal mit einem spannend erzählten Impulsvortrag von Professor Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie und Autor des Buchs „Die große Transformation“. Die große Transformation war auch das Thema des Impulsvortrags, in deren wesentliche Aspekte er die Teilnehmer der Veranstaltung einführte. Prof. Schneidewind veranschaulichte die heutigen Bedürfnisse der jungen Menschen, die ihre Karrieren nicht mehr bei den besten Unternehmensberatungen dieser Welt beginnen, sondern zum gesellschaftlichen Wandel beitragen wollen, nichts Geringeres als eine menschengerechte Umwelt mitzugestalten, in der historisch gewachsene Logiken durchbrochen würden und müssten, so Schneidewind. Große Transformationsprozesse haben zum Ergebnis, dass Menschen grundlegend umzudenken haben. Heute ist das Megathema, das die nachfolgenden Generationen besorgt, der Klimawandel. Neue Rollenverständnisse anzunehmen sind auch für Unternehmen deshalb notwendig und logisch: Auch der Nationalstaat ist häufig nicht mehr der relevante Rahmensetzer - betrachtet man zum Beispiel die Europäische Energiegewinnung, die immer noch national geplant werde, aber längst grenzüberschreitende Anforderungen und Auswirkungen habe. Die aufgeklärten jungen Leute verstünden heute auch vielfach das Sinnangebot der Unternehmen nicht mehr: Weshalb müsse man Glyphosat einsetzen, wenn dies nur dazu dient Monokulturen zu erzeugen, die Viehfutter erbringen, das von Vegetariern oder vegan lebenden Menschen gar nicht mehr und von dem meisten Menschen immer weniger gebraucht würde - es wirke wie aus der Zeit gefallen. Die Präsentation von Prof. Schneidewind haben wir diesem Beitrag zugefügt.
Der Klimawandel und seine Folgen ist nicht nur eine politische Herausforderung, sondern wirkt sich also auch auf die Geschäftsmodelle, Unternehmensprozesse, Risikomanagement und Unternehmensfinanzierung aus. Wie gut sind gerade mittelständische Unternehmen darauf vorbereitet und wie bringen sich Aufsichts- und Beiräte ein. Das waren die zentralen Fragen, die Katja Mayer, ArMiD Mitglied, Aufsichtsrätin der EEX und Buchautorin „Nachhaltigkeit: 111 Fragen und Antworten“ den Teilnehmern zur Diskussion in Kleingruppen an die Hand gab. Diese Fragen in ihren unterschiedlichen Ausprägungen konstruktiv aber auch kontrovers diskutiert und anschließend die Ergebnisse im Plenum vorgetragen. Unternehmen, die sich nachhaltigem Handeln zu entziehen versuchten, unterlägen einer großen Gefahr, war eine zentrale Aussage. Aber auch das Anreize setzen durch den Gesetzgeber zur Förderung von nachhaltigem Handeln wurde klar angesprochen. Mut und Geschwindigkeit, vernetztes Handeln über Grenzen hinweg sowie das Verbessern der Lieferketten waren vieldiskutierte Themen, um nur einige zu nennen. Schnell wurde also deutlich, dass die Verantwortung bei den handelnden Personen läge, und somit auch und in besonderem Maße Aufsichts- und Beiräte große Verantwortung trügen. Das Thema gehöre also in den „Boardroom“.
In der abschließenden Expertenrunde im Fishbowl, dem ArMiD-Mitgliedern wohl bekannten und beliebten Format, gewannen die Diskussionen noch einmal an Fahrt. Von Katja Mayer eloquent moderiert tauschten die Experten, namentlich Prof. Dr. Peter Birkner, u.a. Gesellschafter und Beirat der enersis suisse AG, Leiter des „House of Energy“, Hannah Helmke, Gründerin des Start-up Unternehmens „right.based on science“, Lukas Simon, Financial Sustainability Beauftragter der BNP-Paribas sowie Prof. Jan Viebig, Chief Investment Officer von Oddo BHF AG Erfahrungen und Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven aus.
Dabei war man sich nahezu einig, dass der Klimawandel einer der Faktoren ist, der die Spielregeln völlig verändert. Startup-Unternehmen könnten oft besser mit diesen Veränderungen umgehen, da sie keine Historie im Gepäck haben und sich von Anfang an auf die neuen Bedingungen einstellen könnten. Kritisiert wurden aber auch die von vielen Unternehmen genutzte Datenqualität der sogenannten ESG (Environment Social Governance) -Daten, die vor allem von der Finanzindustrie verwendet würden. Die Finanzindustrie, insbesondere Asset Manager, nehme dabei eine Verstärkerfunktion beim Klimawandel ein. Auch ein wichtiger Risikofaktor für Unternehmen sei die Tatsache, dass viele junge Menschen nur noch für nachhaltig agierende Unternehmen arbeiten wollten, was etablierte Unternehmen zukünftig vor zunehmend Probleme im Wettbewerb stellen dürfte. Mit vielerlei Wünschen wurde die lebhafte Runde beendet. Dabei übernahm Hannah Helmke das Schlusswort mit der Bemerkung, es fehle häufig an Leadership - einfach einmal zu sagen, „so machen wir das jetzt!“, wenn man wirklich etwas ändern wolle, sei das unabdingbar. Es sei an der jetzigen Generation für die nachkommenden, die Weichen zu stellen.
Wie immer bei AriD konnten die Teilnehmer eine Fülle von Anregungen mit nach Hause nehmen. Diejenigen, die zum ersten Mal an der ArMiD-Dialogveranstaltung teilnahmen, priesen das Format als außergewöhnlich inspirierend, da es genügend Raum für Austausch und Debatte beinhalte. Dies sollte eigentlich zu einem weiteren Teilnehmerrekord bei der nächsten AriD führen.